Deutschlands Mitte
Letzte Aktualisierung: 27.01.2025
© Erich Arndt
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Gipfelblicke
Wo liegt Deutschlands Mitte?
Das
Wichtigste
zuerst:
Ich
erhebe
hier
keinen
Anspruch
auf
Vollständigkeit.
Laut
Bundesamt
für
Kartografie
und
Geodäsie
in
Leipzig
gibt
es
keinen
amtlichen
Mittelpunkt
von
Deutschland.
Die
Experten
von
Universitäten
und
Instituten,
Mathematiker
und
Hobby-
Geografen
haben
verschiedene
Antworten,
denn
es
gibt
unterschiedliche
Methoden,
um
Deutschlands
Mittelpunkt
wenigstens
annäherungsweise
zu
berechnen
bzw.
zu
ermitteln.
Da
wurde
mit
Laubsäge
und
Computer
gewerkelt,
punktiert,
liniert,
gelotet
und
vor
allem
natürlich
gerechnet,
zweidimensional,
dreidimensional.
Ein
Hauptproblem
bei
der
exakten
Berechnung
war
die
Frage:
Inwieweit
bezieht
man
die
Inseln,
Hoheitsgewässer,
Bodenerhebungen,
die
funktionalen
Enklaven*
und
die Exklaven* mit in die Betrachtung ein?
Bei
meiner
Recherche
habe
ich
mich
schließlich
auf
insgesamt
zehn
Mittelpunkte,
die
in
den
Bundesländern
Thüringen,
Hessen
und
Niedersachsen
liegen,
konzentriert.
Über
diese
Orte
gibt
es
einigermaßen
verlässliche
Informationen.
Dazu
zählen
auch
mal
mehr
mal
weniger
verständliche
Berechnungsmethoden,
wie
die
Schnittpunktermittlung
oder
die
Schwerpunktberechnung
anhand
eines
zweidimensionalen
Landkartenmodells,
um
nur
zwei
Methoden
zu
nennen.
Mitte
ist
da,
wo
sich
Linien
treffen,
wo
Extreme
aufgehoben
sind,
wo
etwas
im
Gleichgewicht
bleibt.
Sie
ist
ein
Sehnsuchtsort,
schon
Aristoteles erhob ihn zum Ideal menschlichen Handelns.
Bei
einigen
Mittelpunkten
handelt
es
sich
nicht
immer
unweigerlich
um
die
Ortschaft
selbst.
Denn
manchmal
befindet
sich
ein
Mittelpunkt
auch
auf
einem
Feld
im
Nirgendwo.
Und
der
Gemeinde
ist
es
egal.
Andere
Ortschaften
hingegen
haben
keine
Kosten
und
Mühen
gescheut
und
zelebrieren
ihr
Dasein
als
Mittelpunkt
Deutschlands
regelrecht:
es
gibt
Gedenksteine,
Schautafeln,
Sitzbänke,
Sonnensegel.
Der
Grund
für
die
Suche
nach
der
Mitte
ist
hauptsächlich
der
Tourismus.
Kleine
Orte
können
mit
dem
Anspruch
die
Mitte
der
Republik
zu
sein
aus
ihrer
Anonymität
hervortreten
und
sich
ein
Denkmal
setzen. Im
Grenzland
zwischen
den
drei
Bundesländern
zeigen
Wegweiser
Touristen
die
Richtung
zu
den
verschiedenen
Mittelpunkt-Steinen,
Mittelpunkt-Tafeln,
Mittelpunkt-Bäumen
und
Mittelpunkt-Gaststätten.
Naturgemäß
liegen
die
Titelverteidiger
nicht
weit
voneinander
entfernt.
Die
Verwirrung
kam
bald
nach
der
Wende
auf,
als
die
bisherigen
deutsch-deutschen
Mittelpunkte,
Rennerod
im
Westerwald
(BRD)
und
Belzig
im
Fläming
(DDR)
obsolet
waren
und
Scharen
von
Forschern
und
Tüftlern
wiedervereinigungsselig
ihre
Berechnungen
zur
neuen
deutschen
Mitte
vorlegten
und
–
wie
soll
es
anders
sein
–
dabei
zu
verschiedenen
Ergebnissen
kamen.
Aus
Neugier
und
geografischem
Interesse
sowie
in
Abwandlung
des
marxschen
Mottos aus der elften Feuerbachthese
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert,
es kommt drauf an, sie sich anzusehen“
sind
Brigitte
und
ich
losgezogen,
um
die
Mittelpunkte
in
Augenschein
zu
nehmen.
Am
Ende
der
Reise
haben
wir
viel
gesehen
und
dazugelernt.
Um
den
kuriosen
Mittelpunktstreit
der
geografischen
Mitte
zu
befrieden
unterstützen
wir
den
Vorschlag
von
Dr.
Burkhard
Happ
von
der
PH
in
Erfurt:
Wie
wäre
es
denn
mit
der
weit
ins
Land
hinein
sichtbaren
Wartburg
als
Mittelpunkt
Deutschlands?
Die
Wartburg
als
Symbol
der
deutschen
Mitte:
Sängerkrieg,
Luther,
die
Bibelübersetzung,
die
einheitliche
deutsche
Sprache,
die
Wartburgfeste
von
1817
und
1848.
Und
mathematisch,
geodätisch,
computer-
wie
laubsägemäßig
wäre
das
sicher
auch
zu
vertreten:
Das
Lot
ein
bisschen
nach
links
gerückt,
die
Inseln und Exklaven angeklebt. Passt schon!